Haiku-Fotografie

Die Poesie eines Haiku ist leicht und hat einen besonderen Zauber. Diesen Zauber findet man in der Natur. Dabei geht es immer um den Augenblick. Das flüchtige, unperfekte Bild, das nichts anderes will, als den Betrachter direkt ansprechen. Ein Haiku ist unkompliziert, klar und reduziert auf das Wesentliche.

Für das Fotografieren von Haikus benötigt man vor allem Achtsamkeit. Bei meinen Waldspaziergängen bin ich völlig losgelöst von Zeit und Raum, ich bin eins mit der Natur. Ich bewege mich langsam und alle meine Sinne sind auf die kleinen Dinge, die schlichte Schönheit der Einfachheit ausgerichtet.

In der Haiku-Fotografie geht es darum, Motive mit der Kamera so ins Bild zu setzen, wie es die Dichter der japanischen Klassik pflegten: nicht als schönen Zustand, sondern als zufälliges Geschehen. Ausdrucksmittel für die Fotos sind z.B. Unschärfe und Patina oder Spuren der Vergänglichkeit.

Das Konzept der Leere

Auf metaphysischer Ebene bedeutet Wabi-Sabi auch „Dinge gehen entweder ins Nichts über oder entwickeln sich aus dem Nichts“. Diese „Leere“ ist eine zentrale und allgegenwärtige Idee im Buddhismus.

Doch wie vermittelt man diese Idee in einer Fotografie?

Ich versuche in meinen Schwarzweiß-Fotografien eine Verbindung zwischen sabishi (einsam, einsam), wabi (gedämpfte, strenge Schönheit) und yūgen (mysteriöse Tiefe) herzustellen, die eine Atmosphäre der Vergänglichkeit als auch Einsamkeit vermitteln soll.

Lange Spaziergänge bei trüben Wetter und meist in den Herbst- und Wintermonaten vermitteln eine dunstig-trübe Stimmung als auch die Endlosigkeit und Leere der Landschaften. 

Vera Greif